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Bodenhaltung von Hühnern

Die Bodenhaltung ist derzeit die am weitesten verbreitete Haltungsform von Legehennen in Deutschland. 62% der etwa 43 Millionen Hühner leben in der Bodenhaltung. Das Haltungssystem löst die früher verbreitete Käfighaltung weitestgehend ab.2

In Bodenhaltung verbringen die Tiere das ganze Jahr dicht gedrängt in großen Hallen. Manche Betriebe stellen den Tieren einen Wintergarten zur Verfügung. Dort erhalten sie Zugang zu Außenklimareizen, aber nicht zu begrünten Flächen.

Bodenhaltung
Eine kürzlich gerettete ehemalige Legehenne inspiziert die Kamera. (United Kingdom) – Credit: [James Gibson] / We Animals Media

Das Haltungssystem gilt als “tiergerechte” Alternative zum Käfig, ist jedoch ebenso eine Form der intensiven Tierhaltung. Egal ob Käfig- oder Bodenhaltung, die Legehennen werden zum Zweck der Eier-Produktion ausgenutzt und müssen fast täglich ein Ei legen.

Was ist Bodenhaltung?

In der Bodenhaltung leben die Legehennen in klimatisch kontrollierten Gebäuden. Die Mindestanforderungen sind gesetzlich festgelegt, orientieren sich allerdings vornehmlich an wirtschaftlichen Gesichtspunkten statt an den Bedürfnissen der Tiere.
Man unterscheidet zwischen der klassischen Bodenhaltung mit einer Ebene und der Volierenhaltung mit mehreren Gitterebenen. Manche Betriebe gewähren den Hennen zusätzlich einen Zugang zum Außenklima in Form eines Wintergartens.

Eine Bio-Legehennen-Haltung in Italien. Diese Farm hat sechs Ställe mit jeweils tausenden Hennen. (Italien) – Credit: [Stefano Belacchi / Essere Animali] We Animals Media

Die Tiere haben in der Bodenhaltung mehr Bewegungsfreiheit als in der Käfighaltung. Dennoch erlauben die rechtlichen Haltungsvorgaben Bedingungen, die in einem starken Kontrast zu den Bedürfnissen der Hühner stehen:

Klassische Bodenhaltung

In der klassischen Bodenhaltung steht den Legehennen nur der Stallboden zur Verfügung. Der eingestreute Bereich umfasst mindestens ein Drittel der Stallgrundfläche. Die restliche Bodenfläche besteht aus einem perforierten Gitterboden und ist mit einem Spaltenboden vergleichbar.3
In dem Bereich sind Tränken, Futtertröge und Sitzstangen montiert.4 Die künstlichen Nester befinden sich an der Stallwand oder in der Mitte des Stalls. Vor jedem Nest hängt ein Plastikvorhang, Nestmaterialien wie Stroh oder Äste fehlen.5

Obwohl ein Großteil der Fläche perforiert ist, ist der Parasitenbefall hoch, da die Tiere im Einstreubereich in Kontakt mit ihren Fäkalien stehen. Insbesondere die Rote Vogelmilbe belastet die Tiere und verursacht starken Juckreiz und Gefiederverluste.6

Volierenhaltung

Statt einer Ebene auf dem Boden gibt es in der Volierenhaltung mehrere Etagen aus bis zu drei übereinander gebauten Gitterebenen. Darin sind Sitzstangen, Tränken, Futtertröge und Nester installiert.7 Mechanische Bänder befördern die Eier aus dem Stall.

Hennen in einer Volierenhaltung. – Credit: [Philippe Montigny] / Shutterstock

In der Volierenhaltung sind die Tiere aktiver und nutzen den Stallraum in drei Dimensionen statt nur den Stallboden mit Sitzstangen. Insofern gilt die Volierenhaltung als Haltungssystem, in dem die Tiere ihre Verhaltensweisen besser ausleben können.8  

Aber die Haltungsform entspricht kaum den eigentlichen Lebensbedingungen der Hühner. Regalartige Gittersysteme füllen den Stall. Infolgedessen kollidieren die Tiere mit den Volieren oder fallen hinunter und erleiden schmerzhafte Knochenbrüche.9

Bodenhaltung mit Wintergarten

Diese Form der Bodenhaltung ermöglicht den Tieren, das Stallgebäude zu verlassen. Im Wintergarten erleben sie frische Luft und Tageslicht.10 Der Zugang zum Außenklima lässt sich allerdings nicht mit dem Freilauf auf einer begrünten Fläche vergleichen.

Vielmehr fungiert der Wintergarten als überdachter Scharrraum mit einem befestigten eingestreuten Boden statt Naturboden mit Pflanzen11. Da die Seitenwände aus Gitter oder Netzen bestehen, entkommen die Tiere zumindest der Staubbelastung im Stall.

Die Fachliteratur legt den Betriebsleiter*innen diese Haltung ans Herz – weniger für die Tiere sondern um die Eier besser zu vermarkten. Denn anders als in der klassischen Bodenhaltung sind die Tiere nicht 24 Stunden am Tag im Stall gesperrt.12

Tierschutz-Probleme in der Bodenhaltung

Das Haltungssystem beeinflusst das Wohlergehen der Tiere. Zwar gewährt die Bodenhaltung deutlich mehr Raum als die kleinen Käfige, aber sie ist weiterhin mit tierschutzrelevanten Problemen verbunden.

Wie viel Platz hat ein Huhn in der Bodenhaltung?

Die Haltungsverordnung schreibt für die Bodenhaltung eine maximale Besatzdichte von 9 Hennen je m2 vor.13 Pro Huhn sind das rein rechnerisch nur 1.111 cm2 Fläche. Das ist etwas weniger als ein Blatt in DIN A3-Größe.

In der Volierenhaltung dürfen die Landwirt*innen die Besatzdichte auf 18 Tiere verdoppeln da den Hennen mehrere Ebenen zur Verfügung stehen.14 Jedoch teilen sich dabei doppelt so viele Tiere den gleichen Luftraum wie in einem klassischen Bodenhaltungsstall.

Eine Gruppe Hennen in einer Bio-Legehennen-Haltung. (Italien) – Credit: [Stefano Belacchi / Essere Animali] We Animals Media

Anders als in der Käfighaltung können die Legehennen den gesamten Stall nutzen. Dennoch können sie sich nicht gänzlich frei bewegen. Sie müssen sich ständig an anderen Tieren vorbei drängen, um an Futter, Wasser, Sitzstangen, Scharrflächen und Nester zu gelangen.15

Federpicken bei Hühnern

Federpicken ist in allen Haltungssystemen – auch in der Bodenhaltung – verbreitet.16 Es ist eine folgenschwere Verhaltensstörung von Legehennen. Die Tiere bepicken einander, verletzen sich häufig und essen die Federn ihrer Artgenossinnen.17
Allerdings ist das Verhalten nicht aggressiv motiviert. Vielmehr handelt es sich um ein umgerichtetes Erkundungs- und Futtersuchverhalten. Die Ursachen für die schädliche Verhaltensstörung sind durch viele Einflüsse bedingt und nicht abschließend geklärt.18
Fehlende oder aus Sicht der Tiere unpassende Picksubstrate stellen einen besonderen Risikofaktor dar.19 Neben Haltung und Management ist auch ein züchterischer Effekt vorhanden. Manche Tiere und Linien sind anfälliger für Federpicken als andere.20

Der erste Morgen einer Henne auf einem Lebenshof weitweg von der industriellen Farm von der sie gerettet wurde. (Australien) – Credit: [Jo-Anne McArthur] / We Animals Media

Die Verhaltensstörung ist einerseits mit körperlichem Leiden und andererseits mit Angst verbunden.21 Das Ausreißen der Federn und die Verletzungen verursachen Schmerzen. Die betroffenen Hühner sind anfälliger für Krankheiten und die Sterblichkeit steigt.22
Um die Folgen zu minimieren, war es in Deutschland bis zum Spätsommer 2016 üblich, den Legehennen die Schnäbel zu kürzen.23 Obwohl Schnabelkürzen ein besonders schwerwiegender Eingriff in ihre körperliche Unversehrtheit darstellt.
Auch wenn diese Maßnahme nicht mehr durchgeführt wird, nutzen Hennenhalter*innen andere Formen des Managements. Dazu gehören nicht-invasive präventive Maßnahmen wie Anreicherungen der Umwelt durch Futter und Strukturelemente.24

Nahaufnahme einer Henne in einer Bio-Farm in Italien. Wie bei den meisten Hennen wurde ihr Oberschnabel mit einer erhitzten Klinge oder einem Laser kurz nach der Geburt entfernt. Dieser Prozess des sog. “Schnabelkürzens” soll Verletzungen und Kannibalismus vorbeugen. (Italien) – Credit: [Stefano Belacchi / Essere Animali] We Animals Media

Nichtsdestotrotz kommen auch tierschutzrelevante Methoden zum Einsatz. Zeigt eine Herde die Verhaltensstörung, so dürfen Halter*innen die Beleuchtung im Stall als Notfallmaßnahme senken.25 Ein wirksames Verfahren, dass jedoch kritisch zu sehen ist, da die Tiere nun für lange Zeit im Halbdunklen leben.
Auch wenn die Verdunkelung zu protokollieren ist,26 gibt es keine öffentlich verfügbaren Daten, wie viele Legehennen in Dunkelheit gehalten werden. Die Tiere leiden unter einer erheblichen Einschränkung ihrer Lebensumwelt,27 nur damit die Produktion der Eier möglichst ungestört weitergeht.

Kannibalismus bei Hühnern

Kannibalismus ist ein weiteres tierschutzrelevantes Problem, dass auch in der Bodenhaltung vorkommt. Die Tiere bepicken sich gegenseitig, ziehen mit ihrem Schnabel an der Haut anderer Hühner und picken bis in tiefere Gewebeschichten.28

Federpicken kann sich zu Kannibalismus entwickeln.29 Verlieren die Tiere viele Federn durch Federpicken und haben federlose Hautstellen, werden sie eher Opfer von Kannibalismus.30 Die bepickten Tiere leiden enorm.

Gerettete Legehennen zur Untersuchung beim Tierarzt. (Spanien) – Credit: [Jo-Anne McArthur] / We Animals Media

Zwei spezielle Formen des Kannibalismus stehen nicht zwangsläufig in Verbindung mit Federpicken: Zehen- und Kloakenkannibalismus. Ersterer wird eher bei Küken und Junghennen während der Aufzucht und seltener in der Legeperiode beobachtet.31

Gerettete Legehennen putzen sich und genießen die Sonne in ihrem neuen Zuhause auf einem Lebenshof. (Australien) – Credit: [Jo-Anne McArthur] / We Animals Media

Kloakenkannibalismus ist dagegen häufiger und wird durch verschiedene Faktoren begünstigt.32 Beispielsweise wenn ein Huhn ein großes Ei legt und als Folge an der Kloake blutet.33 Andere Tiere picken nun besonders kräftig auf die glänzende Haut. 

Der Kloakenkannibalismus kann starke Ausmaße annehmen. Die Hühner picken so lange bis sie die Bauchhöhle der betroffenen Tiere öffnen. Als Folge treten die inneren Organe hervor. Die bepickten Tiere versterben qualvoll.34

Antibiotika-Einsatz bei Legehennen

Die Behandlung mit Antibiotika ist ein Problem in der Massentierhaltung. Grundsätzlich ist die Gesundheitsversorgung der Hühner wünschenswert, allerdings ist das Ausmaß der Antibiotika-Gaben in der kommerziellen Tierhaltung kritisch.


Die Versorgung einzelner Tiere ist den Legebetrieben unüblich. Es ist egal wie viele Tiere an einer bakteriellen Infektion erkrankt sind. Die Behandlung umfasst die gesamte Gruppe statt nur die erkrankten Tiere. Da jeder Antibiotikaeinsatz das Risiko für resistente Bakterien erhöht, ist dieses Vorgehen besonders problematisch.35

Symbolbild Antibiotika in der Hühnerhaltung. – Credit: [Fahroni] / Shutterstock

Legehennen dürfen mit verschiedenen antibiotischen Mitteln behandelt werden.36 In der Geflügelhaltung sind sogar Antibiotika üblich, die eigentlich als kritische Reserveantibiotika gelten. Sie sind für die Behandlung von Menschen vorbehalten, die sich an resistenten Bakterien infiziert haben.

Der genaue Umfang der Antibiotika-Gaben in Deutschland ist unklar, da es keine Erhebungen zu ihrem Einsatz bei Legehennen gibt. Zwar werden seit 2011 die Abgabemengen von antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln erhoben, aber die Zahlen beziehen sich nur auf die Wirkstoffklassen. Die Zieltierart wird nicht erfasst.37

2014 führte die Regierung das Konzept der Antibiotikaminimierung in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ein.38 Allerdings müssen nur Mastbetriebe Kennzahlen zu Antibiotika-Gaben erheben. Legebetriebe sind von der Regelung ausgenommen.39

Fahrt zum Schlachthaus

Nach einer Legeperiode von 12 bis 15 Monaten legen die Hühner aus Sicht des Betriebes nicht mehr genug Eier. Neue Tiere werden eingestallt und die “alten” Hühner getötet. Schlussendlich steht die Wirtschaftlichkeit in der Eier-Industrie im Vordergrund.

Die Hennen sind durch das fast tägliche Legen der Eier dünn und ausgelaugt. Viele leiden unter schmerzhaften Krankheiten oder Verletzungen. Sie müssen am Ende der Legeperiode eigentlich besonders vorsichtig behandelt werden.

Hühner werden für den Transport und die Schlachtung eingesammelt. (Spanien) – Credit: [Jo-Anne McArthur] / We Animals Media

Aber die Fängerkolonnen holen die Tiere unter großem Zeitdruck aus dem Stall. Dabei achten sie kaum auf das Wohlbefinden der Tiere. Vielmehr stopfen sie die Hühner in kleine Transportbehälter und verladen sie auf mehrstöckige Tiertransporter.

Die plötzliche Aufruhr verursacht starken Stress bei den Hennen. Dicht gedrängt in den kleinen Kisten verlassen sie das erste Mal seit ihrer Ankunft im Alter von wenigen Wochen den Legebetrieb. Nach vielen Stunden endet die belastende Fahrt am Schlachthof.

Wie leben Hühner in anderen Haltungsformen?

Die Bodenhaltung ist eines von mehreren gesetzlich erlaubten Haltungssystemen für Legehennen in Deutschland. Daneben sind weitere Haltungsformen mit unterschiedlichen Anforderungen und Tierschutz-Niveau in der hiesigen Eier-Produktion erlaubt.

Käfighaltung

Nach dem Verbot der konventionellen Käfige, auch Legebatterien genannt, rüsteten viele Landwirt*innen auf die nur wenig größeren Kleingruppenkäfige um. Sie sind bis 2025, mit Ausnahme sogar bis 2028, in Deutschland erlaubt.

Derzeit werden noch 2,3 Millionen Hennen in ausgestalteten Käfigen gehalten.40 Erfahren Sie hier mehr über die Käfighaltung von Legehennen.

Hennen, die in Käfige gestopft sind, in einer Massentierhaltung in Australien. (Australien) – Credit: [Jo-Anne McArthur] / We Animals Media

Freiland- und Biohaltung

Von den alternativen Haltungsformen stellen die Freiland- und Biohaltung eine Möglichkeit dar, den Hennen Auslauf im Freien zu ermöglichen. In beiden Systemen steht den Hennen laut europäischen Vorgaben 4 m2 Auslauffläche zur Verfügung.41
In Deutschland erhalten etwa 8,5 Millionen Legehennen Zugang zu einem begrünten Auslauf unter konventionellen Bedingungen.42 5,8 Millionen Hennen werden in ökologisch geführten Betrieben gehalten.43 Erfahren Sie hier mehr über die beiden Haltungssysteme.

Eine Bio-Legehennen-Haltung in Italien. Diese Farm hat sechs Ställe mit jeweils tausenden Hennen. (Itlaien) – Credit: [Stefano Belacchi / Essere Animali] We Animals Media

Vergleich der Haltungsformen in Deutschland

HaltungsformKäfighaltung (Kleingruppenkäfige)BodenhaltungFreilandhaltungBiohaltung
Kennziffer auf dem Ei3210
Besatzdichte pro m2je nach Körpergewicht zwischen 11 und knapp 13 Hennen9 Hennen9 Hennen6 Hennen
Gruppengrößeje nach Käfiggröße unterschiedlich (üblich sind 30 bis 60 Tiere)44max. 6.000 Hühnermax. 6.000 Hühnermax. 3.000 Hühner
Tageslicht im Stallneinja, aber Ausnahmen zu Tageslichteinfall im Stall sind gesetzlich erlaubt45ja, aber Ausnahmen zu Tageslichteinfall im Stall sind gesetzlich erlaubt46ja, aber Ausnahmen zu Tageslichteinfall im Stall sind gesetzlich erlaubt47
Außenklimakontakte (Sonne und frische Luft)neinnur wenn Wintergarten vorhandenjaja
Grünlandauslaufneinneinja, 4 m² je Tierja, 4 m² je Tier
Eingestreuter Bereichmindestens 250 cm2 je Legehennemindestens ein Drittel der Stallflächemindestens ein Drittel der Stallflächemindestens ein Drittel der Stallfläche
Sandbadeverhaltenstark eingeschränktabhängig von der Qualität und Menge der Einstreu im Stallabhängig von der Qualität und Menge der Einstreu im Stall sowie der Gestaltung des Außenbereichesabhängig von der Qualität und Menge der Einstreu im Stall sowie der Gestaltung des Außenbereiches
Nahrungssuchverhalten und Aufnahme unterschiedlicher Nahrungsmittelstark eingeschränkteingeschränkt, etwas besser bei Haltung mit WintergartenAbwechslung durch Außenbereich möglichAbwechslung durch Außenbereich möglich
Körnergabennicht vorgeschriebennicht vorgeschriebennicht vorgeschriebennicht vorgeschrieben
Der Art entsprechende Sozialstrukturen (unterschiedlich alte Tiere, gemeinsame Haltung von Hühnern und Hähnen)nicht vorgeschriebennicht vorgeschriebennicht vorgeschriebennicht vorgeschrieben
Organische Nistmaterialiennicht vorgeschriebennicht vorgeschriebennicht vorgeschriebennicht vorgeschrieben
SchnabelkürzenGesetzlich erlaubt, aber derzeit gilt eine freiwillige Vereinbarung zum VerzichtGesetzlich erlaubt, aber derzeit gilt eine freiwillige Vereinbarung zum VerzichtGesetzlich erlaubt, aber derzeit gilt eine freiwillige Vereinbarung zum VerzichtGesetzlich erlaubt, aber derzeit gilt eine freiwillige Vereinbarung zum Verzicht

Eier vs. eihaltige Produkte

Eier müssen mit Angaben zur Haltungsform der Legehennen versehen sein. Seit 2004 ist die Regelung zur Kennzeichnung EU-weit in Kraft und schafft Transparenz für Verbraucher*innen. Jedes Haltungssystem hat eine eigene Kennziffer:48

Diese Regelung gilt allerdings nicht für alle Eier. Gefärbte Ostereier sind von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen. Außerdem müssen Hersteller von eihaltigen Lebensmitteln wie Nudeln, Gebäck oder Soßen keine Angaben zur Haltungsform machen.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium sprach sich in den letzten Jahren mehrmals für EU-weit verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsform bei verarbeiteten Eiern aus.49 Bislang setzte die Europäische Union diese Regelung noch nicht um.

Die Kennzeichnung ist ein bewährtes Werkzeug, um aus dem Verkauf von Eiern aus der Käfighaltung auszusteigen. Vor über zehn Jahren gelang es durch Tierschutzkampagnen in Deutschland, dass Supermärkte die Eier aus Käfigen nach und nach auslisteten.50

Welche Haltungsform ist die beste für Hühner?

Die Haltung von Hühnern muss ihnen erlauben, ihr arteigenes Verhalten auszuleben. Insbesondere die Futtersuche nimmt viel Zeit und Raum in Anspruch.51 Wichtig ist ausgewogenes und gesundes Futter, das ganztägig zur Verfügung steht.

Lina Lind Christensen füttert geretteten Hennen Grünkohl auf dem “Frie Vinger” (“Freie Flügel”) Lebenshof. (Dänemark) – Credit: [Jo-Anne McArthur] / We Animals Media

Wie ihre Vorfahren die Bankivahühner wollen Hühner in der Nacht hohe Schlafgelegenheiten aufsuchen.52 Nur so finden sie zur Ruhe. Sie brauchen hoch gelegene Sitzstangen in ausreichender Zahl, um sicher zu schlafen.

Hühner sind soziale Wesen, die in Familien aus Hennen, Hähnen und ihrem Nachwuchs leben. In der Bodenhaltung leben die Tiere dagegen in großen homogenen Gruppen. Alle Tiere sind gleich alt und nur wenige Betriebe halten Hennen und Hähne. 

Jedes Huhn hat das Anrecht auf ein lebenswertes Leben ohne Ausbeutung und gewaltsamen Tod. Entscheidend sind ihr körperliches und psychisches Wohlergehen. Die Haltung von Hühnern ist auf ihre individuellen Bedürfnisse und Ansprüche abzustimmen.

Gerettete Legehennen auf dem “Frie Vinger” (“Freie Flügel”) Lebenshof. (Dänemark) – Credit: [Jo-Anne McArthur / #unboundproject] / We Animals Media

Lebenshöfe ermöglichen Hühnern einen sicheren Lebensraum. Anders als in der kommerziellen Bodenhaltung mit abertausenden Tieren stehen sie hier als Individuen im Vordergrund. Sie genießen ihr Leben statt anonyme Hochleistungsmaschinen zu sein.

Forderungen von Animal Society

Animal Society kritisiert, dass Hühner in der Eier-Produktion ausgenutzt werden. Die kommerzielle Legehennenhaltung im Allgemeinen und das System der Bodenhaltung missachten ihre verhaltensbiologischen, sozialen und körperlichen Bedürfnisse.
Einerseits sind das Tierschutzgesetz und die Haltungsvorgaben umgehend zu novellieren, um Leid zu verhindern. Andererseits muss die Neuregelung mit einer Reduktion der Legehennenbestände Hand in Hand gehen.

Eine gerettete Legehenne ist jetzt Bewohnerin eines Lebenshofs. (New York/USA) – Credit: [Jo-Anne McArthur] / We Animals Media

Animal Society setzt sich dafür ein, die Ausbeutung von Tieren zu beenden. Tiere sind Subjekte mit eigenen Interessen und Bedürfnissen. Unterstützen Sie uns, um diese Überzeugung in die Tierpolitik zu tragen!

FAQ

Ist Bodenhaltung erlaubt?

In Deutschland ist die Bodenhaltung von Legehennen erlaubt. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung definiert die Anforderungen an das Haltungssystem. Bis zu 6.000 Tiere werden bei einer Besatzdichte von 9 Legehennen je m2 gehalten. In mehrstöckigen Volierensysteme liegt die Besatzdichte sogar doppelt so hoch. 62 % der Legehennen, etwa 26,5 Millionen Tiere, leben aktuell in dem Haltungsverfahren.53

Ist Bodenhaltung Käfighaltung?

Die Bodenhaltung unterscheidet sich von der Käfighaltung. In der Bodenhaltung erhalten die Legehennen Zugang zum gesamten Stall statt zu einem kleinen Käfig. Ihnen stehen ein eingestreuter Bereich und Nester zur Verfügung. Dennoch ist das Haltungssystem mit tierschutzrelevanten Problemen verbunden. Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus sind verbreitet. Durch die großen Tiergruppen von bis zu 6.000 Legehennen herrscht im Vergleich zur Käfighaltung ein hoher Infektionsdruck.

Ist Bodenhaltung Massentierhaltung?

Die Bodenhaltung von Legehennen ist eine Form der intensiven Tierproduktion, auch Massentierhaltung genannt. In dem Haltungssystem ist eine hohe Besatzdichte erlaubt. In den kargen Ställen gibt es wenig Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere. Denn jeglicher Mehraufwand in der Haltung mindert den wirtschaftlichen Ertrag des Betriebs und wird weitestgehend vermieden.

Quellen

1 Statistisches Bundesamt. Eierproduktion 2021: Jedes achte Ei aus Öko-Haltung. Pressemitteilung Nr. 111 vom 15. März 2022.
2 Statistisches Bundesamt. Eierproduktion 2021: Jedes achte Ei aus Öko-Haltung. Pressemitteilung Nr. 111 vom 15. März 2022.
3 § 13a Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – TierSchNutztV).
4 Landwirtschaftskammer Niedersachsen (2016). Leitlinien Legehennenhaltung. S. 13.
5 Landwirtschaftskammer Niedersachsen (2016). Leitlinien Legehennenhaltung. S. 13.
6 EFSA (2005). The welfare aspect of various systems of keeping laying hens. The EFSA Journal, 197, 1-23.
7 Fitz, B. (2007). Vergleichende Untersuchungen zu Gesundheit, Leistung und Verhalten von Legehennen mit unterschiedlichen Einstreumaterialien in Volierenhaltung (Doctoral dissertation, lmu). S. 5.
8 Damme, K., & Hildebrand, R. A. (2002). Geflügelhaltung: Legehennen, Hähnchen, Puten, Management, Tierschutz, Umwelt, Ökonomie. Ulmer.
9 Stratmann, A., Fröhlich, E. K. F., Gebhardt-Henrich, S. G., Harlander-Matauschek, A., Würbel, H., & Toscano, M. J. (2015). Modification of aviary design reduces incidence of falls, collisions and keel bone damage in laying hens. Applied animal behaviour science, 165, 112-123.
10 Damme, K. & Hildebrand, R. A. (2015). Legehennenhaltung und Eierproduktion. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. S. 140 f.
11  European Food Safety Authority (EFSA). (2005). Opinion of the Scientific Panel on Animal Health and Welfare (AHAW) on a request from the Commission related to the welfare aspects of various systems of keeping laying hens. EFSA Journal, 3(3), 197. S. 19.
12 Damme, K., & Hildebrand, R. A. (2002). Geflügelhaltung: Legehennen, Hähnchen, Puten, Management, Tierschutz, Umwelt, Ökonomie. Ulmer. S. 95.
13 § 13a Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – TierSchNutztV)
14 § 13a Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – TierSchNutztV)
15 Basiswissen MTool
16 Cronin, G. M., & Glatz, P. C. (2020). Causes of feather pecking and subsequent welfare issues for the laying hen: a review. Animal Production Science, 61(10), 990-1005.
17 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2017). Empfehlungen zur Verhinderung von Federpicken und Kannibalismus bei Jung- und Legehennen. 1. Auflage. Drei-R-Druck GmbH. Wunstorf. S. 1; Nicol, C. J., Bouwsema, J., Caplen, G., Davies, A. C., Hockenhull, J., Lambton, S. L., … & Weeks, C. A. (2017). Farmed bird welfare science review. Department of Economic Development, Jobs, Transport and Resources. S. 33.
18 Cronin, G. M., & Glatz, P. C. (2020). Causes of feather pecking and subsequent welfare issues for the laying hen: a review. Animal Production Science, 61(10), 990-1005.
19 Nicol, C. J., Bouwsema, J., Caplen, G., Davies, A. C., Hockenhull, J., Lambton, S. L., … & Weeks, C. A. (2017). Farmed bird welfare science review. Department of Economic Development, Jobs, Transport and Resources. S. 34.
20 Keppler, C. (o.J.). Gutachten zum Risiko von Federpicken und Kannibalismus in der Kleingruppenhaltung nach der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung.
21 Iffland, H., Wellmann, R., Preuß, S., Tetens, J., Bessei, W., Piepho, H. P., & Bennewitz, J. (2020). A novel model to explain extreme feather pecking behavior in laying hens. Behavior Genetics, 50(1),
22 Nicol, C. J., Bouwsema, J., Caplen, G., Davies, A. C., Hockenhull, J., Lambton, S. L., … & Weeks, C. A. (2017). Farmed bird welfare science review. Department of Economic Development, Jobs, Transport and Resources. S. 33.
23 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (2015). Vereinbarung zur Verbesserung des Tierwohls, insbesondere zum Verzicht auf das Schnabelkürzen in der Haltung von Legehennen und Mastputen.
24 Landwirtschaftskammer Niedersachsen (2016). Minimierung von Federpicken und Kannibalismus bei Legehennen mit intaktem Schnabel. Neue Wege für die Praxis: Managementleitfaden
25 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (2015). Vereinbarung zur Verbesserung des Tierwohls, insbesondere zum Verzicht auf das Schnabelkürzen in der Haltung von Legehennen und Mastputen.
26 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (2015). Vereinbarung zur Verbesserung des Tierwohls, insbesondere zum Verzicht auf das Schnabelkürzen in der Haltung von Legehennen und Mastputen.
27 Nicol, C. J., Bestman, M., Gilani, A. M., De Haas, E. N., De Jong, I. C., Lambton, S., … & Rodenburg, T. B. (2013). The prevention and control of feather pecking: application to commercial systems. World’s Poultry Science Journal, 69(4), 775-788. S. 779.
28 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2017). Empfehlungen zur Verhinderung von Federpicken und Kannibalismus bei Jung- und Legehennen. 1. Auflage. Drei-R-Druck GmbH. Wunstorf. S. 1
29 Cronin, G. M., & Glatz, P. C. (2020). Causes of feather pecking and subsequent welfare issues for the laying hen: a review. Animal Production Science, 61(10), 990-1005.
30 Nicol, C. J., Bouwsema, J., Caplen, G., Davies, A. C., Hockenhull, J., Lambton, S. L., … & Weeks, C. A. (2017). Farmed bird welfare science review. Department of Economic Development, Jobs, Transport and Resources. S. 33 ff.
31 Nikolov, S., & Kanakov, D. (2020). Types and clinical presentation of damaging behaviour – Feather pecking and cannibalism in birds. S. 7.
32 Nicol, C. J., Bouwsema, J., Caplen, G., Davies, A. C., Hockenhull, J., Lambton, S. L., … & Weeks, C. A. (2017). Farmed bird welfare science review. Department of Economic Development, Jobs, Transport and Resources. S. 33 ff.
33 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2017). Empfehlungen zur Verhinderung von Federpicken und Kannibalismus bei Jung- und Legehennen. 1. Auflage. Drei-R-Druck GmbH. Wunstorf. S. 42.
34 Nikolov, S., & Kanakov, D. (2020). Types and clinical presentation of damaging behaviour – Feather pecking and cannibalism in birds. S. 6 f.
35 Richter, A., Hafez, H. M., Böttner, A., Gangl, A., Hartmann, K., Kaske, M., … & Werckenthin, C. (2009). Verabreichung von Antibiotika in Geflügelbeständen. Tierärztliche Praxis Ausgabe G: Großtiere/Nutztiere, 37(05), 321-329.
36 Richter, A., Hafez, H. M., Böttner, A., Gangl, A., Hartmann, K., Kaske, M., … & Werckenthin, C. (2009). Verabreichung von Antibiotika in Geflügelbeständen. Tierärztliche Praxis Ausgabe G: Großtiere/Nutztiere, 37(05), 321-329.
37 BVL & BfR (2022). Lagebild zur Antibiotikaresistenz im Bereich Tierhaltung und Lebensmittelkette 2021. S. 4.
38 Bundesregierung (2015). DART 2020. Antibiotika-Resistenzen bekämpfen zum Wohl von Mensch und Tier.
39 BMEL (2019). Wie funktioniert das Konzept zur Antibiotikaminimierung in der Nutztierhaltung?
40 Statistisches Bundesamt. Eierproduktion 2021: Jedes achte Ei aus Öko-Haltung. Pressemitteilung Nr. 111 vom 15. März 2022.
41 Verordnung (EG) Nr. 557/2007 DER KOMMISSION vom 23. Mai 2007 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1028/2006 des Rates mit Vermarktungsnormen für Eier, Anhang II, Nummer 1 c).
42 Statistisches Bundesamt. Eierproduktion 2021: Jedes achte Ei aus Öko-Haltung. Pressemitteilung Nr. 111 vom 15. März 2022.
43 Statistisches Bundesamt. Eierproduktion 2021: Jedes achte Ei aus Öko-Haltung. Pressemitteilung Nr. 111 vom 15. März 2022.
44 Thünen (o. D.). Hintergrund. Konventionelle Legehennenhaltung. Zuletzt abgerufen am 15.06.2022
45-46-47 Mögliche Ausnahmen nach § 13 TierSchNutzV:
– Ställe, die vor dem 13. März 2002 in Benutzung genommen wurden
– Ställe bei denen Tageslichteinfall durch fehlende technische oder sonstige Möglichkeiten nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand erreicht werden kann und eine dem natürlichen Licht so weit wie möglich entsprechende künstliche Beleuchtung sichergestellt ist.
48 Verordnung (EG) Nr. 589/2008 der Kommission vom 23. Juni 2008 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates hinsichtlich der Vermarktungsnormen für Eier.
49 BMEL (2019). Klöckner: Auch bei verarbeitetem Ei Informationen zur Haltung geben. Pressemitteilung Nr. 108/2019.
50 Deutschlandfunk (2009). Tiergerechte Haltung von Legehennen.