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Kükentöten

Deutschland hat 2022 als erstes Land der Welt das Töten männlicher Hühnerküken nach dem Schlupf verboten. Diese Praxis war seit den 1960ern üblich. Das Kükentöten zu verbieten, war ein Meilenstein, doch es löst nicht die  grundsätzlichen Probleme der Massentierhaltung.

Die Eierindustrie beruht auf einer Produktionsweise, die nur die Hälfte der geborenen  Tiere, die weiblichen Legehennen, benötigt. Für die andere Hälfte hat sie keine Verwendung mehr – denn Hähne legen keine Eier.

Frisch geschlüpfte Küken, die ihre ersten Stunden auf Fließbändern verbringen. (Spanien) – Credit: [Luis Tato / HIDDEN] / We Animals Media

Statt Küken zu töten, setzt die Hühnerindustrie nun auf drei Alternativen. Bei der Geschlechtsbestimmung im Ei werden Eier mit männlichen Embryonen aussortiert. In der Bruderhahnmast werden die männlichen Küken ausgebrütet, aufgezogen, gemästet und für ihr Fleisch geschlachtet. 

Die dritte Alternative sind Zweinutzungshühner. Ihre Haltung erlaubt es, die Hennen für die Eierproduktion zu nutzen und die männlichen Tiere zum späteren Schlachten aufzuziehen. Die Hähne weisen geringere Lege- und Mastleistungen auf als die auf Hochleistung gezüchteten Masthühner.

Was ist Kükentöten?

Bis vor kurzem (Januar 2022) wurden in Deutschland männliche Hühnerküken in der Eierindustrie systematisch in ihren ersten Lebensstunden getötet. In der Brüterei sortierte man die Eintagsküken kurz nach dem Schlupf aus und erstickte sie mit CO2-Gasen. Seltener erfolgte die Tötung durch Schreddern. 

Kükentöten wurde damit begründet, dass die männlichen Tiere keine Eier legen und im Vergleich zu Masthybriden langsam Gewicht zunehmen. Die Legehybriden sind auf hohe Legeleistungen gezüchtet und stecken ihre Energie in Eier statt Fleisch anzusetzen.

Männliche Hühnerküken sind deswegen aus ökonomischer Sicht für die auf Hochleistung ausgelegte Eierproduktion wertlos. Kükentöten resultiert aus einer Tierhaltung, die auf Wirtschaftlichkeit und Wettbewerb ausgelegt ist. 

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Beide gesetzlich erlaubten Tötungsverfahren, CO2-Tötung und Schreddern, sind mit enormem Leid für die Tiere verbunden, meist weil sie nicht schnell genug getötet werden. Die Tötung mittels Kohlendioxid kann zu Qualen, Schmerzen, Stress führen und führt nicht immer zu einem direkten Tod der Tiere. Ursachen dafür sind

Beim Schreddern, auch Mazeration genannt, werden Eintagsküken und bebrütete Eier durch rotierende Messer zerstückelt oder durch Walzen zerquetscht.2 Mit dem Verfahren sind Risiken verbunden, die zu Leid, Schmerzen, Stress und Angst für die Küken führen:

Wie viele Küken werden getötet?

Schätzungsweise wurden in Deutschland bis zum Ausstieg aus dem Töten männlicher Küken jährlich etwa zwischen 45 und 52 Millionen Hühnerküken getötet.4 Die Zahl beruht auf Angaben zu Bruteiern mit weiblichen Legehennenküken und geschlüpften Hennenküken. Man kann davon ausgehen, dass je weibliches Küken ein männliches Küken schlüpft.

Eine genaue Angabe der getöteten Küken ist nicht möglich, da die Brütereien die Zahlen nicht statistisch erheben. Die geschätzte Zahl umfasst außerdem nicht alle getöteten Küken, da Küken auch aus anderen Gründen getötet werden:

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Zukünftig erlaubt das Tierschutzgesetz auch weiterhin die Tötung von Küken unter folgenden Ausnahmen:

Im Einzelfall, wenn es “aus Gründen des Tierschutzes erforderlich ist”

Wie viele Tiere nach dem Verbot weiterhin durch die Ausnahmen im Gesetzestext getötet werden, ist unklar. Das Statistische Bundesamt erhebt die Zahl nicht.

Was passiert mit getöteten Küken?

Die Tierindustrie ist darauf ausgelegt, mehr und mehr Gewinn zu erwirtschaften. Männliche Küken gelten zwar aus Sicht der Eier- und Mastbetriebe als Abfallprodukte, es gibt jedoch andere Abnehmer*innen für die toten Eintagsküken. 

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Falknereien, Zoos, Wildparks und private Tierhalter*innen verfüttern die Küken. Sie nutzten nun vermutlich importierte Küken oder andere Futtertiere wie Mäuse und Meerschweinchen. 

Eintagsküken zu verfüttern, ist zwar eine Verwendung der getöteten Küken, stellt aber nicht den Hauptzweck für die Tötung dar. Ihre Nutzung als Tierfutter rechtfertigt somit nicht das routinemäßige Töten männlicher Legehybriden.

Werden für Bio-Eier Küken getötet?

Ein Großteil der Bio-Legehennen stammt ursprünglich aus konventionellen Zuchtbetrieben. Somit wurden auch für Bio-Eier männliche Küken getötet. Die Bio-Vorgaben verbieten nicht das Kükentöten. 

Die EU-Öko-Vorgaben erlauben die Geschlechtsbestimmung im Ei als Alternative zum Kükentöten.6 Allerdings sieht die Biobranche dies nicht durchweg positiv.7 Die von Bioland und Demeter gegründete Ökotierzucht gGmbH züchtet Legehennen und Zweinutzungshühner für die Öko-Tierhaltung. Sie positioniert sich gegen das Verfahren.8

Einige Bio-Verbände haben die Selektion der ungeschlüpften Küken in ihren Richtlinien verboten. Sie verpflichten stattdessen ihre Landwirt*innen, die männlichen Küken für die Fleischgewinnung zu mästen.9

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Die Bio-Branche begründet ihre Kritik damit, dass bei manchen Verfahren die Embryonen getötet werden, wenn bereits ein Schmerzempfinden wahrscheinlich ist.10 Sie verstehen die Selektion als ein vorgezogenes Töten im Ei.11

Die Bio-Betriebe werben damit, dass sie Eier ohne Kükentöten produzieren, da sie die männlichen Geschwister aufziehen. Das Tötungsalter der männlichen Küken verschiebt sich damit allerdings nur um einige Zeit nach hinten. Statt im Ei eben bis nach Ende der Mast

Ist Kükentöten verboten?

Das Tierschutzgesetz erlaubt seit Januar 2022 explizit nicht mehr das Töten männlicher Hühnerküken in ihren ersten Lebensstunden. Die Praxis war zuvor jahrzehntelang in Deutschland verbreitet und von Regierung und Behörden geduldet. 

Erst 2013 gab Nordrhein-Westfalen einen Erlass bekannt, um das Töten zu verbieten. Der Erlass wurde 2016 gekippt, Brütereien legten Beschwerden ein und Gerichte genehmigten Aufschiebungen. 

Im Sommer 2019 entschied das Bundesverwaltungsgericht, die Praxis verstoße gegen Tierschutz- und Grundgesetz. Das “wirtschaftliche Interesse an speziell auf eine hohe Legeleistung gezüchteten Hennen” sei kein vernünftiger Grund für die Tötung. Es sei nur noch übergangsweise erlaubt, männliche Küken systematisch zu töten.12

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Die damalige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner plante zunächst den Ausstieg durch eine freiwillige Vereinbarung mit der Geflügelindustrie zu erreichen. Dafür war auch der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft.13 Er lehnte jedoch den Zeitplan ab.14

Im Herbst 2020 legte das Bundeslandwirtschaftsministerium einen Gesetzentwurf vor. Im Frühling 2021 beschloss der Deutsche Bundestag das Gesetz. Es trat Anfang 2022, erst zweieinhalb Jahre nach dem Gerichtsurteil, in Kraft.

Das Gerichtsurteil wie auch die Gesetzesänderung sehen in der Geschlechtsbestimmung im Ei eine Alternative zur Tötung nach dem Schlupf. Denn die Eier mit männlichen Embryonen werden nicht zu Ende ausgebrütet, sondern aussortiert und zu Futtermittel verarbeitet.15

Tote Küken im Ausland?

Auch wenn Kükentöten hierzulande nicht mehr erlaubt ist, ist der Konsum von Eiern und Ei-haltigen Produkten weiterhin mit toten Eintagsküken verstrickt. Dafür gibt es drei mögliche Gründe:

Legehennen, die aus ausländischen Brütereien stammen: Manche deutsche Legebetriebe importieren Hennen aus dem Ausland, um sie hier für die Eierproduktion zu nutzen. Die Legehennen sind möglicherweise in einer Brüterei geschlüpft, in der männliche Küken noch immer getötet werden.16

Im Zuge dessen erlaubt die Geflügelwirtschaft ab Mai 2022 nicht mehr, dass vom KAT-System zertifizierte Legehennen aus Brütereien mit Kükentöten stammen.17 In Deutschland sind die meisten, aber nicht alle Legebetriebe von KAT zertifiziert.18

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Importierte Eier: Sie sind ein weiteres Schlupfloch. 2020 wurden zusätzlich zu den 12,9 Milliarden in Deutschland gelegten Eiern19 etwa 6 Milliarden Eier importiert.20 Davon stammten laut vorläufigen Angaben rund 75 Prozent aus den Niederlanden, die Kükentöten bislang weiterhin erlauben.21

Frankreich bereitet ein Ende des Kükentötens für Ende 2022 vor.22 Italien plant ein Verbot bis 2026.23 Kein weiteres Land sieht ein Verbot vor. Aktuell werden für importierte Eier also weiterhin männliche Küken getötet.

Ei-haltige Fertigprodukte: Jedes zweite Ei, das hierzulande konsumiert wird, ist in Lebensmitteln verarbeitet.24 Die Hersteller*innen müssen keine Informationen zu den verarbeiteten Eiern angeben. Verbraucher*innen können nicht erkennen, ob Eier mit oder ohne Kükentöten verwendet wurden.

Entwicklungen in Europa

Deutschland ist den Ausstieg aus dem Kükentöten nicht allein angegangen. Frankreich plant bis Ende 2022 ebenfalls auszusteigen, lässt aber künftig zu, Küken für bestimmte Zwecke zu töten. Beispielsweise um Tierfutter herzustellen oder für Tierversuche.25

Die Schweiz erlaubt seit dem 01. Januar 2020 nicht mehr, Küken zu schreddern. Das Land verbietet das mechanische Tötungsverfahren, erlaubt aber weiterhin die Tötung von Küken mittels Gas.26 Österreich erarbeitet derzeit ein neues Tierschutzgesetz und will das Schreddern von Küken nicht mehr erlauben. Die Tötung von lebensfähigen Küken mit Gas zur Futtergewinnung soll aber weiterhin erlaubt bleiben.27

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Deutschland und Frankreich brachten 2021 beim EU-Agrarrat vor, dass die EU das Verbot des Kükentötens auf europäischer Ebene einheitlich regeln sollte.28 Irland, Luxemburg, Österreich, Portugal und Spanien unterstützten das Vorhaben. Die deutsch-französische Initiative fällt zeitlich in den derzeitigen Prozess der EU, ihre Tierschutz-Vorschriften basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu überarbeiten.29 Die Europäische Union könnte im Zuge dessen ein Verbot des Kükentötens angehen.30

Sind alle Küken geschützt?

Das in Deutschland geltende Verbot und die internationalen Bestrebungen fokussieren sich auf Hühnerküken. Allerdings werden auch andere Geflügelküken, wie Enten-, Puten- oder Gänseküken, in Brütereien getötet. 

Die Gründe sind die gleichen wie bei den Hühnerküken: Neben nicht schlupffähigen Küken werden auch überzählige Tiere oder Küken mit unerwünschten Eigenschaften getötet. In welchem Ausmaß ist allerdings unbekannt. 

Entenküken. (Ukraine) – Credits: Andrew Skowron

Eine Aufdeckung von Soko Tierschutz aus dem Jahr 2016 brachte an die Öffentlichkeit, dass Enten-Brütereien in Brandenburg überzählige und nicht leistungsfähige Entenküken töten.31 Auf Anfrage verweist der Landtag Brandenburg lediglich auf EU-Empfehlungen zu Enten, wonach unerwünschte Entenküken baldmöglichst zu töten sind.32 In Frankreich werden Entenküken in größerem Umfang in der Stopfleber-Industrie getötet. Die französische Organisation L214 schätzt, dass 14,5 Millionen weibliche Entenküken jährlich nach dem Schlupf sterben müssen. Sie gelten als unbrauchbar für die qualvolle Produktion von “Foie Gras”.33

Was passiert mit männlichen Küken, die nicht getötet werden

Statt männliche Küken der Legelinien zu töten, sehen viele Akteur*innen der Landwirtschaft eine Alternative darin, die Tiere aufzuziehen und zu mästen. Sie werden entweder als “Bruderhähne” oder als “Stubenküken” geschlachtet. 

Laut Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft gibt es hierzulande fünf bis acht Millionen Mastplätze für die männlichen Tiere. Ein Teil der Hähne wird ins Ausland verkauft, um sie dort zu mästen. In Osteuropa, besonders in Polen, wurden die Mastkapazitäten aufgestockt.34

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Bruderhähne und Stubenküken

Bei der Mast der Bruderhähne verschiebt sich der Tötungszeitpunkt um einige Zeit nach hinten. Die Hähne werden in einem Alter zwischen vier bis fünf Monaten getötet, um ihr Fleisch zu gewinnen.35

Stubenküken werden nur fünf Wochen lang gemästet und mit einem Gewicht von etwa 500 Gramm geschlachtet. Ein Hochleistungsmasthuhn wiegt dagegen bereits nach vier Wochen etwa 1,5 Kilogramm, bei einem längeren Mastverfahren nach 42 Tagen 2,8 Kilo.36

Geflügel-Brüterei. (Polen) – Credit: Andrew Skowron

Auf EU-Ebene schreibt die Durchführungsverordnung 2020/464 Haltungsanforderungen für Bruderhähne vor.37 In Deutschland gibt es noch keine gesetzlichen Vorgaben. Nur KAT und die IG-Bio-Initiative schreiben verschiedene Anforderungen vor. 

Für die Haltung der Hähne sind tierschutzwidrige Umstände bekannt. Besonders problematisch sind:

Was bedeutet “Eier ohne Kükentöten”?

Wirbt ein*e Hersteller*in mit “Eiern ohne Kükentöten” bedeutet dies, dass die Eier aus einer von drei Produktionsweisen stammen:

Die Bezeichnung “ohne Kükentöten” ist nicht gesetzlich definiert. Die Bio-Branche fordert, dass die Kennzeichnung nur für Eier gilt, bei denen die männlichen Tiere gemästet werden.39 Es gibt jedoch verschiedene tierschutzrelevante Bereiche, die bei der Kennzeichnung zu beachten wären:

Geschlechtsbestimmung im Ei

Die Geschlechtsbestimmung im Ei erlaubt, nur die weiblichen Tiere zu Ende auszubrüten. Es gibt mehrere Methoden, die in unterschiedlichem Ausmaß in der Praxis Einsatz finden. Das Landwirtschaftsministerium hat die beiden ersten Verfahren besonders gefördert:

Bei der optischen Analyse wird das Ei etwa vier Tage lang bebrütet. Anschließend schneidet ein Laser ein Loch in das Ei und ein Infrarot-Lichtstrahl strahlt in das Ei. Eine Analyse der Reflektion im Ei bestimmt das Geschlecht.40

Die Hormonbestimmung erfolgt etwa am neunten Tage der künstlichen Brut. Eine Maschine sticht in das Ei und entnimmt etwas Flüssigkeit. Ein Marker bestimmt die Hormone und stellt fest, ob sich in dem Ei ein männliches oder weibliches Tier befindet.41

kükentöten

Die schwächsten Küken werden nicht als gewinnbringend angesehen und zusammen mit ihren Eierschalen im Müll zum Sterben zurückgelassen. (Spanien) – Credit: [Luis Tato / HINDEN ] / We Animals Media

Bei der DNA-Analyse wird ebenfalls aus dem Ei Flüssigkeit entnommen und ein PCR-Test stellt das Geschlecht fest. Das Verfahren bestimmt etwa am neunten Tag das Geschlecht des Hühnerembryos. Ein früherer, noch nicht genau genannter, Zeitpunkt soll möglich sein.42

Die Industrie preist die Methoden an, weil sie vermeintlich ermöglichen, dass keine männlichen geschlüpften Küken mehr getötet werden. Allerdings funktionieren manche Verfahren erst, wenn der Hühnerembryo bereits eine Schmerzempfindlichkeit entwickelt hat. 

Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse nimmt man an, dass die Embryonen vor dem siebten Bebrütungstag kein Schmerzempfinden besitzen. Die Fähigkeit entwickelt sich zwischen dem siebten und 15. Tag des Bebrütens.43

Das Tierschutzgesetz trägt dem Rechnung und verbietet ab dem 01. Januar 2024, Hühnerembryonen im Ei nach dem siebten Bebrütungstag zu töten.44 Erlaubt sind nur noch Methoden, die vor der Entwicklung des Schmerzempfindens ansetzen.

Statt das Geschlecht erst im bebrüteten Ei zu erkennen, gibt es Ansätze, Eier bereits vor dem Ausbrüten zu selektieren. Durch gentechnisch veränderte Elternhennen enthält das Geschlechtschromosom im befruchteten Ei eine Fluoreszenz-Markierung. 

Die EU fördert das Projekt eggXYt mit dem Ziel, das Ausbrüten von männlichen Küken überflüssig zu machen.45 Auch die Bundestierärztekammer sieht darin eine zu untersuchende Alternative.46 Der Ansatz wirft allerdings Gentechnik-rechtliche und ethische Fragen auf.

Zweinutzungshühner

Statt Hühner gentechnisch zu verändern, setzten Zweinutzungshühner darauf, alte Rassen und wenig überzüchtete Linien miteinander zu kreuzen. Die Hennen dienen der Eier- und die Hähne der Fleischproduktion.

Die Hennen werden für die Eierproduktion gehalten und meist nach der ersten Legeperiode geschlachtet. Die Mast der männlichen Tiere dauert 16 bis 18 Wochen.47 Ihre Leistungen liegen unter denen der hochspezialisierten Masthybriden.

Einschätzung von Animal Society zum Töten männlicher Küken

Seit den 1960er Jahren wurden in Deutschland Millionen männliche Eintagsküken systematisch getötet.48 Animal Society sieht in dem Verbot einen wichtigen Fortschritt, um millionenfaches Tierleid zu beenden.

Wenige Stunden zuvor geschlüpfte Küken werden sortiert. (Spanien) – Credit: [Luis Tato / HIDDEN] / We Animals Media

Im Zusammenhang mit den Entwicklungen rund um das Kükentöten sehen wir jedoch vielfältige Probleme:

Nach unserer Einschätzung ist die Gerichtsentscheidung von 2019 zum Kükentöten richtungsweisend für die Tierpolitik in Deutschland: Wirtschaftliche Interessen rechtfertigen nicht das routinemäßige Töten von Tieren. Dennoch erlauben auch die alternativen Methoden die systematische Tötung und Ausbeutung von Millionen von Tieren. Um Tierleid effektiv zu reduzieren, braucht es einen Paradigmenwechsel und ein Umdenken weg von der industriellen Massentierhaltung und hin zu einer nachhaltigen, weitgehend pflanzenbasierten Ernährung der Bevölkerung.

Eintagsküken werden in einer indsutriellen Brüterei in Kisten gepackt. (Polen) – Credit: [Konrad Lozinski / HIDDEN] / We Animals Media

Somit ist klar:, politische Entscheidungen dürfen den wirksamen Schutz von Tieren nicht ökonomischen Interessen unterordnen! Wir halten es für dringend notwendig, dass die Bundesregierung tatsächlich die Interessen von Tieren beachtet.

Wir setzen uns dafür ein, dass das Wohlergehen und das Leben von Tieren durch gesetzliche Rechte umfassend geschützt sind. Unterstützen Sie uns, um einen Wandel für Tiere anzuregen und Lücken in der Tierschutzpolitik zu schließen!

Quellen

1 EFSA Panel on Animal Health and Welfare (AHAW), Nielsen, S. S., Alvarez, J., Bicout, D. J., Calistri, P., Depner, K., … & Michel, V. (2019). Killing for purposes other than slaughter: poultry. EFSA Journal, 17(11), e05850.
2 Verordnung (EG) Nr. 1099/2009 des Rates vom 24. September 2009 über den Schutz von Tieren zum Zeitpunkt der Tötung
3 EFSA Panel on Animal Health and Welfare (AHAW), Nielsen, S. S., Alvarez, J., Bicout, D. J., Calistri, P., Depner, K., … & Michel, V. (2019). Killing for purposes other than slaughter: poultry. EFSA Journal, 17(11), e05850.
4 Statistisches Bundesamt (2020). Tiere und tierische Erzeugung. Bruteinlagen und Kükenschlupf 2019. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022). 
5 EFSA Panel on Animal Health and Welfare (AHAW), Nielsen, S. S., Alvarez, J., Bicout, D. J., Calistri, P., Depner, K., … & Michel, V. (2019). Killing for purposes other than slaughter: poultry. EFSA Journal, 17(11), e05850.
6 Ökolandbau (2022). Alternativen zum Kükentöten. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022). 
7 Ökolandbau (2022). Alternativen zum Kükentöten. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022). 
8 Günther, I. (2016). Wie kann eine ökologische Geflügelzucht gestaltet werden? 
9 Ökolandbau (o. D.). Bruderhahn oder Zweinutzungshuhn – was ist der Unterschied? (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
10 Ökologische Tierzucht (o. D.). Absage an Geschlechtsbestimmung im Ei. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022). 
11 Ökolandbau (2021). Bruderhähne – das etwas andere Bio-Fleisch. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022). 
12 Bundesverwaltungsgericht (2019). Töten männlicher Küken tierschutzrechtlich nur noch übergangsweise zulässig. Pressemitteilung Nr. 47/2019 vom 13.06.2019. 
13 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. D.). Änderung des Tierschutzgesetzes – Verbot des Kükentötens. Verbändestellungnahmen zum Referentenentwurf. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
14 Foodwatch (2019). Der Ausstieg aus dem Kükentöten wird weiter verschleppt.
15 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2022). Ausstieg aus dem Kükentöten.
16 Land & Forst (2022). Kükentöten – wie geht die Branche mit dem Verbot um? (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
17 Verein für kontrollierte Alternative Tierhaltungsformen e.V. (o. D.). Ausstieg aus dem Kükentöten. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
18 Land & Forst (2022). Kükentöten – wie geht die Branche mit dem Verbot um? (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
19 Statistisches Bundesamt (2021). Eierproduktion 2020: 8 % mehr Eier aus ökologischer Erzeugung. Pressemitteilung Nr. 125 vom 15. März 2021
20 Statistisches Bundesamt/Genesis (o. D.). 51000-0013: Aus- und Einfuhr (Außenhandel): Deutschland, Jahre, Warenverzeichnis (8-Steller).
21 Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2021). Bericht zur Markt- und Versorgungslage mit Eiern 2021
22 Eurogroup for Animals (2020). France to ban systematic culling of male chicks by the end of 2021
23 Eurogroup for Animals (2021). Italy moves forward with ban on selective culling of male chicks.
24 Foodwatch (2020). Irreführende Kampagne zum Kükentöten.
25 Spiegel (2022). Frankreich verbietet Kükenschreddern.
26 Neue Zürcher Zeitung (2019). Der Bundesrat verbietet das Schreddern lebender Küken
27 Republik Österreich. Parlament (o. D.). Tierschutzgesetz-TSchG, Änderung. Ministerialentwurf betreffend Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den Schutz der Tiere (Tierschutzgesetz-TSchG) BGBl. I Nr. 118/2004, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 86/2018, geändert wird. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
28 Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (2021). Tagung des Rates (Landwirtschaft und Fischerei) am 19. Juli 2021 in Brüssel. Ergebnisbericht.
29 Europäische Kommission (o. D.). Tierschutz – Überarbeitung der EU-Vorschriften. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
30 Euractiv (2921). Germany, France call on EU countries to also ban culling of male chicks.
31 Presseportal (2016). Soko Tierschutz e.V. Tatort Wiesenhof: Entenküken werden bei vollem Bewusstsein massenhaft geschreddert.
32 Landtag Brandenburg (2016). Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 1769 der Abgeordneten Axel Vogel und Benjamin Raschke Fraktion der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 6/4202. Drucksache 6/4460.
33 L214 (o. D.). Canards à Foie Gras. La Vérité sur le Gavage. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
34 SWR2 Wissen (2021). Kükentöten verboten – Deutschlands Alleingang für mehr Tierschutz. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
35 Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (o. D.). Alternativen zum Kükentöten; Ökologische Tierzucht (o. D.). Absage an Geschlechtsbestimmung im Ei. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).  
36 DLG e. V. (2021). DLG-Merkblatt 406. Haltung von Masthühnern.
37  Durchführungsverordnung (EU) 2020/464 der Kommission vom 26. März 2020 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EU) 2018/848 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der für die rückwirkende Anerkennung von Umstellungszeiträumen erforderlichen Dokumente, der Herstellung ökologischer/biologischer Erzeugnisse und der von den Mitgliedstaaten bereitzustellenden Informationen.
38 Stellungnahme des Tierschutzbundes in Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. D.). Änderung des Tierschutzgesetzes – Verbot des Kükentötens. Verbändestellungnahmen zum Referentenentwurf. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022); ProVieh e.V. (2021). ​​Neue Änderungen in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – Tierschutzfortschritte in Trippelschritten –.
39 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. D.). Änderung des Tierschutzgesetzes – Verbot des Kükentötens. Verbändestellungnahmen zum Referentenentwurf. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022)
40 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2022). Ausstieg aus dem Kükentöten
41 Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (o. D.). Alternativen zum Kükentöten. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022).
42 Preisinger, R. (2020). Kükentöten: der „Einstieg zum Ausstieg “. Schweizer Geflügelzeitung, 8(2020), 14-17.
43 Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2020). Sachstand Zum Schmerzempfinden von Hühnerembryonen.
44 Bundesgesetzblatt Jahrgang 2021 Teil I Nr. 34, ausgegeben zu Bonn am 25. Juni 2021. Gesetz zur Änderung des Tierschutzgesetzes – Verbot des Kükentötens.
45 Europäische Kommission (2019). A novel approach for sexing chicken embryos on day one before incubation – saving them from being hatched and disposed of
46 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. D.). Änderung des Tierschutzgesetzes – Verbot des Kükentötens. Verbändestellungnahmen zum Referentenentwurf. (Zuletzt abgerufen am 30.05.2022)
47 Ökolandbau (2021). Welches Potenzial hat die Haltung von Zweinutzungshühnern im Öko-Landbau?; Universität Hohenheim (2016). Zweinutzungshuhn. Königsweg oder Sackgasse?
48  Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2012). Ausarbeitung. Alternativen zur Tötung männlicher Legehybriden.