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Wie steht es um Tierschutzpolitik in Deutschland? Wir haben nachgefragt:
Im großen Tierpolitik-Barometer 2023. 

Spannende Ergebnisse zur Tierpolitik in Deutschland

In der bislang umfangreichsten, repräsentativen Umfrage zu Tierpolitik in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Sinus Institut, konnte Animal Society umfassende Erkenntnisse zu Einstellungen und Erwartungen der Bürger*innen bezüglich Tierschutz und Politik in Deutschland erlangen.

Das Tierpolitik Barometer ist bereits die zweite Umfrage dieser Art. Die erste fand im August 2021 statt und wurde im Januar 2022 veröffentlicht. Ziel ist es, die Erwartungen der Bürger*innen an Tierschutz und Politik zu verstehen und Handlungsstrategien für die Tierbewegung sowie Implikationen für die Politik abzuleiten.

Die Ergebnisse stellen wir nun für alle zur Verfügung und freuen uns über eine rege Verbreitung und Verwendung: Ob für Kampagnenplanung, Pressearbeit, vertiefte Forschung, Social Media, Artikel und Aufsätze oder um damit an Entscheidungsträger*innen heranzutreten.

ERGEBNISSE HERUNTERLADEN (.PDF)

Schlüsselfragen auf einen Blick

Ist Tierschutz ein wichtiges Thema für die Bevölkerung?

Für die große Mehrheit der Bevölkerung ist Tierschutz ein bedeutendes Anliegen (72%), fast ebenso wichtig wie der Klimawandel/Energiewende (73%) und die Zunahme des Rechtsextremismus in Deutschland (75%). Dennoch zählt es nicht zu den wichtigsten Themen – diese beziehen sich eher auf Inflation, soziale Ungleichheit und unsichere Altersvorsorge. Tierschutz rangiert im Vergleich zu anderen aktuellen Sorgen und Problemen der Bevölkerung im unteren Mittelfeld, wohlgemerkt allerdings in Zeiten multipler Krisen.

Welchen Bevölkerungsgruppen ist Tierleid besonders wichtig?

Nach Milieus

Tierschutz ist für sämtliche Milieus ein bedeutendes Anliegen. Es nimmt eine zentrale Stellung in den einkommensstarken Milieus ein, in den eher ressourcenschwachen Milieus der unteren Schicht ist es aber kaum weniger wichtig.

Nach anderen Gruppen

Unabhängig von Kategorien wie Geschlecht, Alter, Bildung oder politischer Zugehörigkeit besteht bei einer Mehrheit die Anerkennung, dass Tierleid ein bedeutendes Problem darstellt.

Am wenigsten ausgeprägt ist dieses Bewusstsein bei:

  • Männern,
  • Menschen zwischen 30 und 40
  • Anhänger*innen der AfD

Das größte Engagement für Tiere zeigt sich hingegen bei:

  • Frauen,
  • Menschen in ihren 50ern und
  • bei Unterstützer*innen der Tierschutzpartei (selbsterklärend) oder der Partei Die Linke.

Welche Maßnahmen für Tierschutz findet die Bevölkerung am sinnvollsten?

Zur Bestimmung der Bedeutung und Präferenzen von Maßnahmen für Tierschutz sind insbesondere zwei Fragen von Nutzen. Frage 10 lautet: „Welche der folgenden Maßnahmen unterstützen Sie, um den Tierschutz zu fördern?“ In Frage 12 war nach der Zustimmung zu bestimmten Aussagen gefragt.

Mit Hilfe dieser Fragen können die verschiedenen Vorschläge in vier Gruppen eingeteilt werden, die mehr oder weniger nach ihrer Beliebtheit geordnet sind.

1. Rechtliche Maßnahmen

Die erste Kategorie konzentriert sich auf die Verbesserung des Tierschutzgesetzes sowie die konsequente Umsetzung bestehender Tierschutzgesetze (Kontrolle und Vollzug, Stärkung des Tierschutzrechts, Festlegung und Einhaltung höherer Standards in der Tierhaltung).

Diese Gruppe befasst sich hauptsächlich mit rechtlichen Aspekten und genießt zweifellos die größte Unterstützung, insbesondere hinsichtlich der Notwendigkeit eines effektiveren Vollzugs und Stärkung des bestehenden Tierschutzgesetzes.

2. Ausbau von Institutionen für Tiere

42% der Befragten betrachten den Ausbau von Institutionen als eine wichtige Tierschutzmaßnahme. Diese Maßnahme befindet sich etwa im Mittelfeld unserer Vorschläge. Jedoch zeigt sich eine hohe Zustimmung zur Gründung eines Bundestierschutzministeriums (64%), und sogar noch stärker ist die Forderung der Befragten nach Tierschutzbeauftragten in jedem Bundesland (81%).

Es ist wichtig anzumerken, dass die Verbesserung des Tierschutzrechts und seiner Durchsetzung eng mit der Stärkung von Institutionen für Tiere verbunden ist.

3. Kennzeichnungen, Verbraucherschutz und Werbung

Die dritte Gruppe konzentriert sich auf individuellen Konsum: Transparenz für Verbraucher*innen, Kennzeichnungen oder Werbung. Maßnahmen, die Transparenz für Verbraucher*innen schaffen, erfreuen sich insgesamt einer gewissen Beliebtheit.

Eine eindeutige Kennzeichnung der Haltungsform auf Verpackungen findet bei 45% Zustimmung, ebenso wie die Regulierung der Werbung für Fleisch- und Milchprodukte. Weniger beliebt, jedoch dennoch von mindestens 29% der Bevölkerung unterstützt, sind Fotos von Tieren in den entsprechenden Haltungsformen auf Verpackungen.

4. Reduzierung der Tierzahlen und des Fleischkonsums

Maßnahmen zur Reduzierung des Fleischkonsums oder der Tierzahlen, um das gesellschaftliche Problem des übermäßigen Fleischkonsums anzugehen, sind im Verhältnis weniger beliebt, aber erhielten dennoch nicht wenig Zustimmung. In der Reihenfolge ihrer Beliebtheit:

  • Die Aufhebung der Mehrwertsteuer bei pflanzlichen Produkten findet mit 64% Zustimmung großen Anklang.
  • Die Entwicklung besserer pflanzlicher Alternativen zu Tierprodukten erhält eine Zustimmung von 57%. Beispielhaft ist der Bundesregierungsfonds in Höhe von 38 Millionen EUR für 2024 zur Förderung alternativer Proteinquellen.
  • Die Reduzierung der Tierzahlen durch die Einführung einer Tierschutzsteuer ist zwar nicht die bevorzugteste Maßnahme, wird jedoch von mindestens 20% der Bevölkerung unterstützt.

Das Entfallen der Mehrwertsteuer auf pflanzliche Nahrung wird von einer großen Mehrheit, insbesondere aus postmateriellen und prekären Milieus, befürwortet. Dies betrifft vor allem Frauen (70%), aber auch die Mehrheit der Männer (57%).

Die Einführung einer Tierschutzsteuer und die Reduzierung der Tierzahlen sind die unbeliebtesten Maßnahmen. Es ist anzumerken, dass diese Schritte auch in der öffentlichen Wahrnehmung oder im Diskurs am wenigsten präsent sind. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Befragten grundsätzlich dagegen sind. Vielmehr könnten diese Maßnahmen neuartig sein und weniger von der Bewegung oder den Medien unterstützt werden.

Anmerkung: Die Daten, die wir haben, basieren auf zwei verschiedenen Fragen, die eine lange Reihe an möglichen Antworten vorweisen. Diese Antworten können deswegen miteinander konkurriert haben. Wäre jede Frage einzeln gestellt worden, wären die Ergebnisse vermutlich höher ausgefallen. Dennoch sind sie äußerst nützlich, um die Beliebtheit von Maßnahmen miteinander zu vergleichen.

Welche Rolle spielt Tierethik bei der Wahlentscheidung?

Tierethik beeinflusst Wahlentscheidungen, sofern klar erkennbar ist, welche*r Kandidat*in sich positiv oder negativ für Tiere einsetzt. Denn 62% der Bürger*innen würden eine*n Kandidat*in wählen, der*die Tierethik politische Bedeutung beimisst, während 78% den*die Kandidat*in nicht wählen würden, der*die gegen Tierrechte agiert.

Hier zeigt sich, im Vergleich zur vorherigen Bewertung der relativen Wichtigkeit, dass Männer in Bezug auf Tierethik nicht so schlecht abschneiden im Vergleich zu Frauen. Stattdessen gewinnt dieses Thema bei Grünen-Wähler*innen und mit steigendem Bildungsniveau an Bedeutung für Wahlentscheidungen.

Finden die Bürger*innen, dass Tiere politisch ausreichend vertreten sind?

Eindeutig ist: Für fast 80% der Bürger*innen sind die Belange und Bedürfnisse von Tieren in der Politik entweder gar nicht oder nicht ausreichend vertreten, während nur 7% denken, dass Tiere politisch ausreichend vertreten werden.

Die Zustimmungswerte für Tierschutzbeauftragte in allen Bundesländern liegen sehr hoch (81%), ebenso wie für die Einführung eines Tierschutzministeriums (64%).

Wie ist das Stimmungsbild in der Bevölkerung zu Landestierschutzbeauftragten?

Die Zustimmungswerte sind sehr hoch (81% dafür und nur 10% dagegen).

  • Alle Geschlechter (mind. 71%)
  • Jede Altersklasse (mind. 79%)
  • Jeder Bildungsabschluss (mind. 78%)
  • Jede Parteipräferenz (mind. 75%)

Gibt es Zustimmung zu einem Bundesministerium für Tierschutz?

Die Zustimmungswerte sind sehr hoch (64% dafür und nur 24% dagegen). Je jünger die Befragten, desto mehr Unterstützung gab es für ein Tierschutzministerium. Dennoch gilt auch hier: alle Altersklasse befürworten ein solches Ministerium (18-29: 72%; 60-69: 53%)

Unsere Empfehlungen

An die Politik:

Allgemein

  • Das Tierschutzgesetz muss dringend reformiert und besser durchgesetzt werden. Dafür gibt es eine breiten Forderung in der Bevölkerung
  • Deutschland sollte sich auf EU-Ebene für strengere Tierschutzstandards einsetzen, auch oder gerade weil eine entsprechende Reform derzeit von der Kommission blockiert wird.
  • Tiere müssen in der Politik besser repräsentiert werden, da fast 80% der Bürger*innen der Ansicht sind, dass ihre Belange nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Für eine Tier(schutz)vertretung:

  • Die Unterstützung für Landestierschutzbeauftragte in allen Bundesländern (81%) und ein Tierschutzministerium (64%) ist sehr hoch.
  • Politische Entscheidungsträger sollten sich verstärkt für Tiere einsetzen, sei es durch persönliche Vertretung durch Parlamentarier*innen oder durch den Einsatz für die Schaffung neuer Institutionen zur Tierschutzrepräsentation.

Für die Agrarpolitik

  • Pflanzliche Alternativen sollten verstärkt gefördert werden
  • Die Tierhaltungskennzeichnung sollte klarer und unmissverständlicher gestaltet werden.
  • Die Integration realistischer Tierbilder in entsprechenden Haltungsformen auf Verpackungen von Produkten tierlichen Ursprungs wird bereits von 29% der Bevölkerung unterstützt und sollte weiter gefördert werden.

An NGOs und die Tierbewegung

  • Der politische Druck sollte aufrechterhalten werden, insbesondere in Bezug auf Koalitionsversprechen, da es dahingehend auch von der restlichen Bevölkerung Unterstützung gibt, die sich mobilisieren lässt.
  • Neue Forderungen gegen Tierleid, den Klimawandel und Ressourcenverschwendung werden von rund 20% der Bevölkerung unterstützt und sollten verstärkt kommuniziert werden.

An Bürger*innen

  • Mehr politisches Engagement für Tiere zeigen und dies auch den Entscheidungsträgern klar kommunizieren.
  • Der Wunsch, Tierleid zu verringern, ist bei Bürger*innen deutlich vorhanden und sollte politisch artikuliert werden, da 71% erkennen, dass Tiere Teil unserer Gesellschaft sind.

Kontakt für Medienanfragen
presse@animalsociety.de